
SCHLAFAPNOE
Unbemerkt gefährlich - warum nächtliche Atemaussetzer nicht harmlos sind
Jeder erlebt Phasen, in denen Lärm, Stress oder Sorgen den Schlaf stören und am nächsten Tag Erschöpfung hinterlassen. Doch was, wenn die Nächte scheinbar ausreichend lang sind und man sich dennoch wie gerädert fühlt? Genau das passiert vielen Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA): Während des Schlafs kommt es unbemerkt zu Atemaussetzern und einer eingeschränkten Luftzufuhr, wodurch der Körper nicht genügend Sauerstoff erhält. Diese Störungen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und das Risiko für verschiedene Erkrankungen steigern.
Menschen mit Schlafapnoe schnarchen oft sehr laut und zeigen während der Nacht eine unregelmäßige Atmung. Neben flacher Atmung (Hypopnoe) treten wiederholte Atemaussetzer (Apnoen) auf, die länger als zehn Sekunden andauern. Während gelegentliches Schnarchen harmlos ist, wird es problematisch, wenn Atempausen hinzukommen.
Symptome von Schlafapnoe
Anzeichen einer Schlafapnoe können sein:
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Lautes Schnarchen, beobachtete Atempausen
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Anhaltende Tagesmüdigkeit
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Tagesschläfrigkeit (bis hin zum unwillkürlichen Einschlafen)
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Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
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Nächtliches Schwitzen und häufiger Harndrang
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Plötzliches Erwachen mit Herzrasen oder Luftnot
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Trockener Mund beim Aufwachen
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Kopfschmerzen am Morgen
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Potenzstörungen
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Depressionen



Ursachen & Risikofaktoren von Schlafapnoe
Es gibt drei Formen der Schlafapnoe, die sich hinsichtlich ihrer Ursachen unterscheiden. Die häufigste Erscheinungsform ist die obstruktive Schlafapnoe (OSA). Sie entsteht, wenn die Muskulatur der oberen Atemwege erschlafft. Dies führt dazu, dass sich der Rachenraum verengt oder vollständig blockiert. Infolgedessen entstehen Atemwiderstände und Schnarchgeräusche beim Ein- und Ausatmen.
Während der Atempausen wird der Körper unzureichend mit Sauerstoff versorgt. Gleichzeitig sinken Puls und Blutdruck, bis das Atemzentrum im Gehirn Alarm schlägt und einen Weckreiz auslöst. Diese kurzen Wachreaktionen, sogenannte „Arousals“, unterbrechen den Schlaf immer wieder und verhindern, dass der Körper in die wichtigen Tiefschlafphasen gelangt.
Eine seltenere Form der Schlafapnoe ist die zentrale Schlafapnoe (CSA). Sie wird nicht durch eine mechanische Behinderung der Atemwege verursacht und geht daher auch nicht mit Schnarchen einher. Bei der CSA liegt die Ursache im Gehirn, genauer gesagt in der gestörten Übertragung von Impulsen an die Atemmuskulatur. Es kommt zu Atemaussetzern, obwohl keine Blockade vorliegt.
Schließlich kann Schlafapnoe auch in einer gemischten Form auftreten, die Merkmale sowohl der obstruktiven als auch der zentralen Schlafapnoe vereint.
Risikofaktoren für eine Schlafapnoe sind unter anderem:
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Übergewicht: Fettablagerungen im Halsbereich können die Atemwege zusätzlich verengen.
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Anatomische Besonderheiten: Vergrößerte Mandeln, ein kleiner Unterkiefer, eine ungünstige Zungenlage oder ein langes Gaumensegel können die Atmung beeinträchtigen.
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Beeinträchtigte Nasenatmung: Eine verstopfte oder verengte Nase kann Atemstörungen verstärken.
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Genetik: Ein spezifisches Gen für Schlafapnoe wurde bislang nicht entdeckt. Dennoch besteht eine genetische Prädisposition: Kinder, deren Elternteil an OSA leidet, haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko, selbst daran zu erkranken.
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Alkoholkonsum & Beruhigungsmittel: Diese Substanzen entspannen die Atemmuskulatur und können die Symptome verschlimmern.
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Schlafposition: Besonders das Schlafen in Rückenlage kann Schnarchen und Atemaussetzer begünstigen.
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Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für eine Schlafapnoe.
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Schwangerschaft: Schwangere Frauen entwickeln mit einer Prävalenz von 11 bis 20 % häufiger eine Schlafapnoe als Nicht-Schwangere, insbesondere in den letzten beiden Trimestern. Gründe dafür sind hormonelle Veränderungen und Gewichtszunahme.
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Vorerkrankungen: Dazu zählen beispielsweise Rheuma, Schilddrüsenunterfunktion oder das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS).
Wie häufig tritt Schlafapnoe auf?
Schlafapnoe ist eine häufige, aber oft unterschätzte Schlafstörung. Die genauen Prävalenzraten schwanken je nach Studie. Schätzungen zufolge leiden etwa 5 % der Männer und 3 % der Frauen an einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA). Mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit deutlich: Bei Menschen über 65 Jahren liegt die Prävalenz vermutlich zwischen 30 und 60 Prozent.
Laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) hat die Verbreitung der obstruktiven Schlafapnoe in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Zu den Ursachen zählen vor allem der demografische Wandel, der zunehmende Bewegungsmangel und der Anstieg von Übergewicht in der Bevölkerung.
Was sind die Folgen von Schlafapnoe?
Unbehandelt kann Schlafapnoe zu anhaltender Erschöpfung und einer deutlich verminderten Lebensqualität führen. Die wiederholten nächtlichen Atemaussetzer stören den natürlichen Schlafrhythmus und verhindern eine ausreichende Erholung.
Zudem erhöht eine unbehandelte Schlafapnoe das Risiko für eine Reihe ernsthafter gesundheitlicher Folgeerkrankungen, darunter:
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Bluthochdruck (Hypertonie)
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Herz-Kreislauf-Erkrankungen
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Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
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Herzrhythmusstörungen
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Depressionen und Angststörungen
Wie hoch ist die Lebenserwartung mit Schlafapnoe?
Nicht jede nächtliche Atemstörung führt automatisch zu gesundheitlichen Schäden. Gelegentliche, kurze Atemaussetzer ohne ausgeprägte Tagesmüdigkeit sind in der Regel unbedenklich. Bestehen jedoch über längere Zeit deutliche Beschwerden, sollte unbedingt eine ärztliche Abklärung erfolgen.
Eine unbehandelte Schlafapnoe kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Durch die dauerhafte Unterversorgung mit Sauerstoff und die gestörte Schlafarchitektur erhöht sich das Risiko für Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkte und Schlaganfälle erheblich. Studien zeigen, dass die Lebenserwartung bei unbehandelter Schlafapnoe deutlich verringert sein kann.
Zudem haben Betroffene mit ausgeprägter Tagesschläfrigkeit ein drei- bis siebenfach erhöhtes Risiko, im Straßenverkehr oder am Arbeitsplatz einen Unfall zu erleiden.
Ist Schlafapnoe in der Schwangerschaft gefährlich?
Während der Schwangerschaft steigt das Risiko, eine obstruktive Schlafapnoe (OSA) zu entwickeln – besonders bei Frauen mit Übergewicht oder bestehenden Vorerkrankungen. Verantwortlich sind hormonelle Veränderungen, eine Gewichtszunahme sowie physiologische Anpassungen des Körpers.
Schlafapnoe in der Schwangerschaft ist mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen verbunden. Dazu zählen unter anderem:
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Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung)
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Schwangerschaftsdiabetes
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Lungenembolie
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Geburtskomplikationen
Auch für das Kind kann eine unbehandelte Schlafapnoe Folgen haben: Sauerstoffmangel unter der Geburt, Frühgeburten sowie Wachstumsverzögerungen treten bei betroffenen Schwangeren häufiger auf.

Wie wird Schlafapnoe diagnostiziert?
Bei Verdacht auf Schlafapnoe erfolgt zunächst ein detailliertes Anamnesegespräch, in dem Beschwerden, Schlafverhalten und individuelle Risikofaktoren erfasst werden. Darauf folgt in der Regel eine körperliche Untersuchung.
Besteht ein konkreter Verdacht, kann eine ambulante Schlafuntersuchung (z. B. mit einem Polygraphiegerät für zu Hause) durchgeführt werden. In bestimmten Fällen ist eine weiterführende Diagnostik im Schlaflabor notwendig, um die Art und Schwere der Schlafapnoe exakt zu bestimmen.
Kann man Schlafapnoe zu Hause testen?
In vielen Fällen kann eine ambulante Schlafdiagnostik bequem zu Hause durchgeführt werden. Mit einem tragbaren Messgerät werden während des Schlafs wichtige Parameter wie Atmung, Herzfrequenz, Sauerstoffsättigung, Schnarchgeräusche und Körperlage aufgezeichnet und analysiert.
Zeigen sich dabei Auffälligkeiten, wird in der Regel eine weiterführende Untersuchung im Schlaflabor empfohlen. Dort erfolgt eine umfassende Analyse des Schlafs mittels moderner Polysomnographie. Diese erfasst detailliert Atemstörungen, Schlafphasen und deren Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System.
Was ist die beste Therapie bei Schlafapnoe?
Die Therapie richtet sich nach der Schwere der Erkrankung, der Art der Schlafapnoe sowie dem individuellen Beschwerdebild. Bei leichten Formen können bereits Verhaltensänderungen und eine Anpassung der Schlafgewohnheiten zu einer spürbaren Verbesserung führen.
Mögliche Maßnahmen zur Verbesserung der Schlafqualität:
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Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht kann bereits eine moderate Gewichtsabnahme die Symptome deutlich lindern.
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Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Drogen: Diese Substanzen entspannen die Rachenmuskulatur, fördern Schnarchen und Atemaussetzer und verschlechtern die Schlafqualität. Nikotin erschwert zusätzlich die Sauerstoffaufnahme und reizt die Atemwege.
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Lagerungshilfen: Spezielle Kissen oder Westen verhindern die Rückenlage, in der Atemaussetzer häufig auftreten.
Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen oder die Schlafapnoe ausgeprägt ist, kommen folgende medizinische Behandlungsformen in Betracht:
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Unterkieferprotrusionsschienen: Diese Zahnschienen verlagern den Unterkiefer nach vorne und halten dadurch die Atemwege offen. Sie sind besonders bei milder bis moderater obstruktiver Schlafapnoe wirksam.
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CPAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure): Die wirksamste Behandlung bei mittelschwerer bis schwerer obstruktiver Schlafapnoe. Über eine Atemmaske wird ein leichter Überdruck erzeugt, der die Atemwege offen hält.
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Zungenschrittmacher: Ein implantierbares Gerät stimuliert den Zungennerv (Nervus hypoglossus) und verhindert so das Zurückfallen der Zunge in den Rachenraum.
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Chirurgische Eingriffe: In bestimmten Fällen kann eine Operation anatomische Engstellen (z. B. vergrößerte Mandeln oder ein verengter Nasenraum) dauerhaft beseitigen.
Kann man Schlafapnoe wieder loswerden? Ist OSA heilbar?
Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist in den meisten Fällen nicht heilbar, da sie auf anatomischen oder funktionellen Ursachen beruht – etwa Übergewicht, enge Atemwege oder eine schlaffe Rachenmuskulatur. Dennoch ist die Störung sehr gut behandelbar. In vielen Fällen lassen sich die nächtlichen Atemaussetzer deutlich reduzieren oder sogar vollständig verhindern, sodass Symptome gelindert und gesundheitliche Risiken minimiert werden können.
Als Goldstandard in der Therapie gilt die CPAP-Behandlung (Continuous Positive Airway Pressure). Obwohl das Tragen der Atemmaske anfangs als ungewohnt empfunden wird, ist sie nachweislich die effektivste Methode, um Atemaussetzer zu vermeiden und die Schlafqualität deutlich zu verbessern – vorausgesetzt, sie wird konsequent angewendet.
Schlafapnoe im Alltag
Unbehandelte Schlafapnoe kann den Alltag stark beeinträchtigen. Betroffene fühlen sich oft antriebslos, gereizt und dauerhaft erschöpft. Eine große Gefahr stellt der plötzliche Sekundenschlaf, besonders im Straßenverkehr, dar.
Auch das soziale und partnerschaftliche Umfeld kann unter der Erkrankung leiden: Lautes Schnarchen stört den Schlaf des Partners, während beobachtete Atemaussetzer häufig beängstigend wirken.
Die Prognose bei behandelter Schlafapnoe ist in der Regel sehr gut, sofern die Diagnose korrekt gestellt und die Behandlung konsequent umgesetzt wird. Wer mit einer CPAP-Therapie beginnt, benötigt meist eine Eingewöhnungsphase. Hier können Schulungsprogramme und eine engmaschige ärztliche Begleitung helfen, sich an das Gerät zu gewöhnen und die Vorteile der Behandlung voll auszuschöpfen.
Mit der richtigen Therapie kann sich die Lebensqualität spürbar verbessern, und die langfristigen gesundheitlichen Risiken werden deutlich reduziert.
Unser Schlafmedizinisches Zentrum Köln Bonn bietet Ihnen dazu gerne eine Sprechstunde an.